J A Z Z
PEPPER
REDMAN
SLAGLE
A COLLECTIVE
IMPROVISATION
• BY THE Щ И;
ORNETTE':
COLEMAN
und Lester Y oung zu hören, war dies für
ihn eine O ffenbarung u n d seine Z ukunft
vorgezeichnet. M it 19 Jah ren w endete
er sich endgültig dem Jazz zu, ging nach
Los Angeles, um bei dem dam als ange-
sagten Bassisten Red M itchell zu lernen,
der ih n schließlich m it O rnette C olem an
zusam m enbrachte. D em heftig u m strit-
tenen Saxophonisten folgte er 1959 nach
N ew Y ork, wo das Q u arte tt b esteh en d
aus d em T ro m p ete r D o n C herry, dem
Schlagzeuger Billy Higgins, Colem an und
H aden im „Five Spot Café“ im East Village
für F urore sorgte.
D ie n o ch in H ollyw ood p ro d u zierte
LP hatte das recht unbescheidene M otto
„Change O f The C entury“. Es folgten zwei
weitere A lben m it nicht weniger selbstbe-
w ussten Titeln. „This Is O ur M usic“ m it
einem Foto der vier aufm üpfig schauen-
den Protagonisten und „Free Jazz“, dessen
Cover program m atisch von einem D rip-
ping-G em älde Jackson Pollocks geziert
wurde. Die Platte ist mittlerweile Legende,
weil auf ihr zwei Bands gleichzeitig - und
dies nicht im m er sehr harm onisch - m it-
und gegeneinander m usi-
zieren.
C h arlie H ad en
übrigens im rechten Ste-
reo-K anal, sein Z im m er-
genosse aus Los Angeles,
der Bassist Scott LaFaro,
im linken.
So g anz sp u rlo s ging
die ex p erim entelle N ew
Y orker Phase offensicht-
lieh
n ic h t
an
Im selben Jahr trat H aden zusam m en
m it C olem an in P ortugal auf, das dam als
n o ch u n te r d er faschistischen D ik tatu r
C aetan o s litt u n d sich in A ngola u n d
M ocam bique als brutale K olonialm acht
gerierte. H aden w idm ete unter dem Bei-
fall des jungen Publikum s seinen „Song
For Che“ den schw arzen Befreiungsbewe-
gungen in den portugiesischen Kolonien.
A m nächsten Tag w urde er am Flughafen
Lissabon vom Geheim dienst verhaftet und
erst nach Intervention der US-Botschaft
freigelassen. A uf dem 1976 bei Im pulse
veröffentlichten A lbum „Closeness“ erin-
nert er im D uett m it Paul M otian m it „For
A Free P ortugal“ an dieses denkw ürdige
Ereignis.
M itte d er A chtziger folgte au f A n re -
gung seiner zw eiten Ehefrau R uth C am e-
ro n m it dem „Q uartet W est“ eine erneute
H äutung. Z usam m en m it dem Pianisten
A lan B road-
b e n t,
d e m
Saxopho-
n isten E rn ie
W a tts
u n d
CHARLIE HADEN
- І п ш
NOW
IS THE
ID OF THE FALLEN
BAI
CARLA BLEY
DON CHERRY
SHARON FREEMAN
MICK GOODRICH
JACK JEFFERS
MICHAEL MANTLER
PAUL MOTIAN
FREE JAZZ
KEITH JARRETT
CHARLIE HADEN
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d a ru n te r au ch
H ad e n , la n d e -
ten an der Nadel.
Es sollte einige
Ja h re
d a u e rn ,
bis er sein D ro -
genproblem wie-
der im G riff hatte. D och dann
m eldete er sich m it V ehem enz
zu rü ck . R assenkraw alle u n d
V ietnam -D em onstrationen hat-
ten ihn derart politisiert, dass er
neben seinem E ngagem ent im
K eith Jarrett-T rio das Projekt
„Liberation M usic O rchestra“ zusam m en
m it Carla Bley inszenierte, dessen D iktion
m ehr an K urt W eill denn am zeitgenös-
sischen Jazz orientiert w ar, u n d m it dem
er m u nter dem Revolutionslied frönte. In
diesen K ontext gehört auch die Jazz-Oper
„Escalator O ver The H ill“ von 1971.
Vom legendären „Free Jazz" mit Ornette Colemans
Double Quartet aus dem Jahr 1961 bis zu den zwei
Duo-Alben mit Keith Jarrett („Last Dance" erst kürz-
lich veröffentlicht) reicht das außergewöhnliche
W erk Charlie Hadens. Der Bassist und Komponist
w ar ein völlig undogmatischer Musiker, der w ie
kein zweiter die Kunst des Hinhörens beherrschte.
d em Schlagzeuger Billy H iggins (später
Larance M arable) b eg an n er eine lange,
über zwei Jahrzehnte w ährende Reise an
die W estküste der USA. In sp irie rt v o n
R aym ond C h an d lers N ovellen u n d vom
F ilm N o ir zeleb rierte das Q u a rte tt die
A tm o sp h äre d er 30er- u n d 40er-Jahre,
b isw eilen b eg leitet v o n „S o p h isticated
L adys“ w ie S hirley H o rn , D ian a K rall
od er C a ssa n d ra W ilson.
P arallel d azu k am es im m e r w ieder
zu B eg eg n u n g en u n d P ro d u k tio n e n
m it O rn e tte C olem an, so 1994 fü r das
B lue-N ote-A lbum „The Em pty Foxhole“,
auf dem O rnette D eonardo, der zehnjäh-
rige (!) Sohn Colem ans, Schlagzeug spielt.
W ie vielseitig u n d w ohl auch abenteu-
erlustig H aden war, w ird besonders an der
Z usam m enarbeit m it G inger Baker d eu t-
lich, dem Enfant terrible des progressiven
R ock-D rum m ings. G em einsam m it dem
G ita rriste n Bill Frisell e n tsta n d e n zw ei
bem erkensw erte Alben. Live gehörte das
Trio zu den H ighlights M itte der n e u n -
ziger Jahre.
Zuletzt w ar H aden w ieder m it seinem
„Quartet W est“ weltweit unterwegs, bevor
er sich vor vier Jahren krankheitsbedingt
zurückzog. Die K inderlähm ung hatte ihn
eingeholt. A m 11. Juli starb er kurz vor sei-
nem 77. G eburtstag in seinem H aus in Los
A ngeles.
Z u rü c k
b le ib e n
E h efrau
u n d v ie r K in d e r
u n d ein gewaltiges
V erm ä ch tn is, das
noch G enerationen
von M usikern und
M usikliebhabern
beschäftigen wird.
„C harlie u n d ich
sin d v o n S ch ö n -
h e it
b e s e s s e n “,
v e rs u c h te
K e ith
Ja rrett die M agie
ih re s
intimen
Z usam m entreffens
im Jahre 2007 zu
erklären. E rgebnis
sin d die zw ei bei
ECM erschienenen
CDs „Jasmine“ und
„Last D ance“. Letztere erst kürzlich lan-
ciert. U n te r einem Titel, d er - so m uss
m a n es aus heu tig er Sicht sagen - p ro -
p h etisch war. Es w ird sicher no ch viele
posthum e V eröffentlichungen geben, aber
der letzte T anz m it Keith Jarrett w ird als
C harlie H adens V erm ächtnis in E rinne-
ru n g bleiben.
R ein er H . N itsch k e
STEREO 9/2014 127